Mystische Dichtungen

  • Dīwān-e Šams-e Tabrīzī: Der Divan des Schams von Täbris

Dīwān-e Šams-e Tabrīzī: Der Divan des Schams von Täbris“ ist eine berühmte Sammlung von Ghazalen, zweiversigen Gedichten und Refrains von Maulana Dschalaluddin Rumi aus dem 13. nachchristlichen Jahrhundert. Rumi verfasste diese Gedichte in Liebe und Andenken an seinen mystischen Meister, den sogenannten Schams von Täbris (die Sonne von der Stadt Täbris). In seinen Gedichten verzichtet Rumi, sich selbst zu erwähnen, und benennt am Ende fast einer jeden Ghazale seinen Meister, um ihm Ehre zu erweisen. Der Dīwān-e Šams-e Tabrīzī umfasst in ungefähr 3200 Ghazalen mehr als 36000 Verse und beinhaltet dazu noch 1900 zweiversige Gedichte, sowie mehr als 40 Refrains. Bei der Sammlung handelt es sich um eine der größten mystischen Erbschaften der Menschheitsgeschichte, die bisher noch nicht vollständig in deutscher Sprache erschienen ist. Dieser Aufgabe und Herausforderung hat sich nun die Stiftung für Islamische Studien angenommen und versucht eine Edition herauszugeben, die auf einer Übersetzung von Frau Dr. Monika Hutterstrasser beruht.

Dr. Monika Hutterstrasser wurde 1934 in Wien geboren und begann nach dem Abschluss eines Doktoratsstudiums in Geschichte an der Universität Wien sowie einer musikalischen Ausbildung als Pianistin am Wiener Konservatorium eine berufliche Tätigkeit beim Verlag Kiepenheuer und Witsch in Köln. Nach ihrer Rückkehr nach Wien wechselte sie in den musikbibliographischen Bereich und übernahm die Übertragung und Vorbereitung von Musikeditionen sowie die Archivierung der Musikbibliothek des Wiener Pianisten Jörg Demus. Aufgrund ihrer Liebe zur Lyrik, Philosophie und Orientalistik begann sie ein Studium der persischen und arabischen Sprache an der Universität Wien, wo sie dem Werk des persischen Mystikers Maulana Dschalaluddin Rumi begegnete. Sie fühlte sich dem Mystiker und seinen Gedanken geistig und seelisch tief verbunden, so dass in ihr der Wunsch aufkam, den neu entdeckten Schatz an Weisheit weiter zu erforschen. Schließlich setzte sie sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 unermüdlich dafür ein, diesem Wunsch nachzugehen, und übersetzte in einem Zeitraum von mehr als zwölf Jahren mit Unterstützung von Dr. Nosratollah Rastegar, dem ehem. stellv. Direktor des Instituts für Iranistik an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, den Gedichtband Dīwān-e Šams-e Tabrīzī in die deutsche Sprache.

Anfang 2015 erhielt nun die Stiftung für Islamischen Studien die Gelegenheit, diese Gesamtübersetzung, die in mehreren handschriftlichen und maschinell erstellten Fassungen vorlag, aus dem Nachlass von Frau Dr. Hutterstrasser zu erwerben, und rief sogleich ein mehrjähriges Forschungsprojekt ins Leben mit dem Ziel, dieses umfangreiche Werk in ca. sechs Bänden zu veröffentlichen. Der Digitalisierungsprozess der verschiedenen Fassungen, sowie das notwendige Lektorat und die Korrekturen sind bisher sehr zeitaufwendig und werden voraussichtlich mehr als zwei Jahre beanspruchen. Anlässlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse präsentiert die Stiftung für Islamische Studien einige Vorabexemplare des ersten Bandes mit den ersten 500 Ghazalen und ihrer Übersetzung.